Der KRIEG ab 1618

Der Weg zum 30 jährigen Krieg

Wenn man vom 30jährigen Krieg spricht oder hört, denkt man meist an einen Krieg, der sich über drei Jahrzehnte hinzog. Das ist ein Irrtum ! Der Zeitraum vom 23. Mai 1618 bis zum 24. Oktober 1648 war von etwa 13 Kriegen und 10 Friedensschlüssen bestimmt.
Während es sich bei vorangegangenen Kriegen meist um einzelne Schlachten handelte, die wenig Einfluss auf die Zivilbevölkerung nahmen, änderte der 30jährige Krieg das Bild des „klassischen" Krieges grundlegend. Auch handelt es sich beim 30jährigen Krieg nicht um eine rein deutsche „Angelegenheit", sondern viel mehr um einen innereuropäischen Konflikt auf deutschem Boden.

Schweden, Franzosen, Spanier, Niederländer und nicht zuletzt auch Deutsche tummelten sich auf den zahlreichen Schlachtfeldern. Die Ziele waren eindeutig, doch vermochten finanzielle Aspekte meist mehr Überzeugungskraft zu vermitteln als Glaube, Konfession, Religion.

Deutsche schlugen Deutsche, Freunde töteten Freunde, Verwandte plünderten Verwandte, Söhne betrugen Väter und immer war es die Religion die als Vorwand vor territoriale Ansprüche, Macht- und Geldgier, Rachsucht oder einfach Hunger gestellt wurde. So weitete sich der Krieg schnell von den Schlachtfeldern auf die Städte, Dörfer und Gemeinden aus, und führte letztendlich zu einem allgemeinen Chaos in ganz Deutschland, somit der allererste Vernichtungskrieg in der Geschichte der Menschheit.

Dreißigjähriger Krieg Teil 1  / Filmbeitrag bei "YouTube"
hier findet Ihr auch weitere Teile des Spektakels "Mit Gottes Segen in die Hölle" und mehr

 

Auslöser zum Krieg ...

In der Zeit 1570 - 1578, ereignet sich das, was wir heute allgemein als die „kleine Eiszeit" bezeichnen, ein nicht unerheblicher Klimaumschwung, der eisige Winter und feuchte Sommer zur Folge hat. Die daraus resultierenden Missernten wirken sich brutal auf die Bevölkerung aus. Geringe Ernteerträge führen in ganz Europa zu lang anhaltenden Hungersnöten und schließlich zu einer Verarmung der Zivilbevölkerung. Das Deutsche Reich wird besonders schwer getroffen, denn die „liberalen" Bedingungen die die Protestanten, seit der Unterzeichnung des Religionsfriedens, in Deutschland vorfinden, ziehen viele Einwanderer aus anderen Staaten an, und führen in den Jahren 1570 bis 1618 zu einem Anstieg der Bevölkerung von 15- auf 19 Millionen. Hohe Anteile des bürgerlichen Einkommens müssen für den Kauf von Grundnahrungsmitteln, wie Brot, Milch und Eiern, aufgewendet werden. Die damit ausbleibenden Mittel für andere Güter treiben viele Handwerker in den Ruin. Dagegen verhelfen die horrend steigenden Preise für Getreide den Grundherren, Großbauern, Müllern, Händlern und Bäckern zu immensem Reichtum- der Krater zwischen arm und reich vertieft sich zusehends.

Hinzu kam: Die religiöse Welt in Deutschland ist nach der Unterzeichnung des Augsburger Religionsfriedens im Jahre 1555 gespalten. Zwar wird das Nebeneinander der zwei Konfessionen geregelt, doch tauchen hierdurch auch neue Probleme auf. Den Fürsten wird die Macht gegeben die Angehörigkeit ihrer Untertanen frei zu bestimmen. Dem Kaiser jedoch bleiben deshalb keine kirchenpolitischen Kompetenzen mehr. Den Untertanen, die mit der Konfession in ihrem Land unzufrieden sind, bleibt nur die Auswanderung als einzige Alternative. Da die zentrale Frage der theologischen Wahrheit durch den Kompromiss des Religionsfriedens nicht geklärt wird, wächst die Rivalität der Staaten auf deutschem Boden stetig an. Die Länder schotten sich gegeneinander ab, rüsten auf, verbessern ihr Bildungswesen, um jeweils die „wahre" Lehre verbreiten zu können, und im Erstfall den Rivalen gewachsen zu sein. Im Laufe der Zeit kristallisiert sich die Bildung zweier Fronten heraus: die katholische und die evangelische Seite. Dem Kaiser ist es zu verdanken, dass es zunächst nicht zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden kommt. Ihm fällt die Rolle des Vermittlers zu. Doch die Spannung erreicht einen unerträglichen Level, als der Unparteiische plötzlich parteiisch wird, und sich mehr zur katholischen Seite hingezogen fühlt. Um dieses Zünglein an der Waage genauer verstehen zu können muss man sich das politische System des Deutschen Reiches etwas näher zu Gemüte führen.

 

Ausbruch des Krieges

Anlass der rasch um sich greifenden verheerenden Auseinandersetzung, ein Streit um zwei Kirchen, war scheinbar belanglos, das auslösende Moment, der zweite Prager Fenstersturz, vorerst mehr kurios als katastrophal.

Die protestantischen Stände verlangten, die in Aussicht gestellte Belohnung für ihre tätige Treue im Bruderzwist: die schon am 9. Juli 1609 im Majestätsbrief Kaiser Rudolphs II. verkündete Religionsfreiheit. Daran wollte sich der Hof in Wien aber nur vage erinnern. In der böhmischen Stadt Braunau an der Stege wurde der Bau einer evangelischen Kirche untersagt, in der Bergwerksiedlung Klostergrab am Fuß des Erzgebirges eine bereits bestehende zugesperrt und beschädigt.

 

Eine Protestversammlung in Prag war die Folge: am 23. Mai 1618 sprachen etwa hundert Herren unter der Leitung des Grafen Jindrich Matthias Thurn bei den tschechischen Stadthaltern des Kaisers und Königs auf dem Hradschin vor. Nach einem erregten Wortwechsel warfen sie den Grafen Wilhelm Slavata, den Grafen Jaroslav von Martinitz und den Geheimschreiber Philipp Fabrizius aus dem Fenster der alten Ratsstube in den zwanzig Meter tiefer gelegenen Burggraben.
Die Todgeweihten kamen mit ihrem Leben davon, da sie auf einem Misthaufen zu Fall kamen. Philipp holte Hilfe, die Abgeordneten verließen lärmend die Burg. Der 30jährige Krieg begann.

 

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